Ursprung und Entwicklung des Judo

Judo-Schriftzeichen

 

Der Gründer des Judo: Jigoro Kano

Es war ein Deutscher, der an der kaiserlichen Universität unterrichtende Geheimrat Bälz aus Biettigheim, der seine Studenten, von deren schwächlichem, blassem Aussehen er entsetzt war, zum Studium ihrer alten Kampfkünste ermunterte. Einer seiner Studenten, der junge Jigoro Kano, beschränkte sich nicht darauf, die Selbstverteidigungskunst (Ju-Jitsu oder Jiu-Jitsu) einer Schule zu studieren, sondern lernte bei mehreren Meistern.

Nach mehreren Jahren intensiven Studiums, die ihn davon überzeugten, daß neben den vorhandenen Werten für die körperliche Ausbildung hier auch der Weg zu einer allumfassenden Erziehung und Bildung gefunden sei, eröffnete er 1882 eine eigene kleine Schule (Dojo), den Kodokan (Ort zum Studium des Weges). Er unterrichtete nicht mehr die simple Kunstfertigkeit der einzelnen Jiu-Jitsu-Schulen, sondern unterwies seine ständig wachsende Klasse in einem neukombinierten Zweikampfsystem, das er, weil es auf dem Prinzip des Nachgebens basierte und der Charakter- und Persönlichkeitsbildung breiten Raum gab, Judo (Sanfter Weg) nannte.

Was ist Judo?
Worin unterscheidet sich Judo von Jiu-Jitsu?

Der kurze Blick auf die historische Entwicklung hat gezeigt, daß die Wurzeln des Judo in der Kampftechnik, wie sie in einem Kampf auf Leben und Tod gebraucht wird, zu suchen sind. Eine solche Technik brauchte natürlich keine Rücksicht auf den Mitmenschen zu nehmen, im Gegenteil, gerade die Aktionen, die den Gegner größtmöglichen Schaden zufügten und ihn sofort kampfunfähig machten, waren vom Standpunkt des Kriegers aus ideal.

Wenn heute jemand beschließt, Judo zu lernen, wird er in der ganzen Welt mit dem gleichen, vielseitigen System des Kodokan-Judo vertraut gemacht. Der methodische Aufbau des Unterrichts und die Eliminierung aller gefährlichen und nicht in jeder Phase zu kontrollierenden Griffe, Stöße und Tritte unterscheiden das heutige Judo vom Jiu-Jitsu der alten Zeit.

Natürlich kann man sich auch mit Hilfe des Judo in einer Notwehrsituation verteidigen, aber wer nur deswegen Judo trainiert, vergeudet seine Zeit. Das alte Jiu-Jitsu lebt fort in den, nicht mit Sport zu verwechselnden Bemühungen, von Polizei und Spezialtruppen, auch im Kampf Mann gegen Mann überlegen zu sein.

 

Die zwei Prinzipien des Judo

Zwei Grundsätze verhindern, daß der Kampf auf der Judo-Matte in einen simplen Kräftevergleich, bei dem einer der Gegner mehr oder weniger schwer verletzt auf der "Strecke" bleibt, ausartet. Jede Technik, jede Bewegung, hat dem Prinzip der größtmöglichen Wirkung zu gehorchen. Daß dieses Prinzip, das sowohl auf die körperlichen als auch auf die geistigen Kräfte anzuwenden ist, im Judo jederzeit beachtet werden soll, mag ein einfaches Beispiel erläutern: Steht man einem körperlich stärkeren Gegner gegenüber, so widersetzt man sich dem von ihm ausgeführten Druck nicht, sondern zieht ihn sogar noch in die Richtung, in die er stößt. Des erwarteten Widerstandes beraubt, wird der Gegner überrascht nach vorne stolpern und sein Gleichgewicht zumindest teilweise verlieren. In dieser Position kann man nun die eigene Krafte mit dem größtmöglichen Nutzeffekt einsetzen. Aus diesem simplen Beispiel wird schon deutlich, daß an diesem technischen Prinzip von der größtmöglichen Wirkung die Gesetzte des Nachgebens, des Gleichgewichtbrechens und des rationellen Einsatzes - nur so viel Kraft verwenden, wie gerade gebraucht wird - beteiligt sind.

Das zweite Prinzip hebt Judo über den Stand eines bloßen Zweikampfsportes hinaus und läßt es zum Erziehungssystem par excellence werden. Es ist das moralische Prinzip vom gegenseitigen Helfen und Verstehen. Jede Judo-Übung wird mit einem Partner und nicht gegen einen Gegner durchgeführt; ohne Partner, ohne willige Freunde, für deren Fortschritt man sich genauso verantwortlich fühlt wie für den eigenen, ist Judo nicht möglich.

 

Zweck und Ziel der Judo-Ausbildung

Als Jigoro Kano sein System schuf, hatte er hauptsächlich drei Ziele in Auge. Er wollte vor allen Dingen ein System schaffen, das den Körper trainiert, alle Muskeln ausbildet und die Organkraft stärkt, kurz, den Körper in Form bringt. Sein Judo sollte von Menschen jeden Alters und Geschlecht, einmal begonnen, bis ins hohe Alter hinein ausgeübt werden können. Zweitens dachte er daran seinen Schülern die Möglichkeit zu geben, in einem von strengen Regeln kontrollierten Zweikampfsport, Wettkämpfe zu bestreiten. Drittens sollte durch Judo neben einer Charakter- und Persönlichkeitsformung die Ausbildung der geistigen Fähigkeiten erreicht werden.

 

Das Judo-System

Ukemi-waza
Falltechniken
Nage-waza
Wurftechniken
Kaeshi-waza
Gegentechniken
  Tachi-waza
Würfe aus dem Stand
  Sutemi-waza
Würfe beim zu Boden gehen
Te-waza
Hand-, Arm- und Schulterwürfe
Ashi-waza
Fuß- und Beinwürfe
Koshi-waza
Hüftwürfe
Ma-sutemi-waza
Würfe in Rückenlage
Yoko-sutemi-waza
Würfe in Seitenlage
Seoi-nage
Tai-otoshi
Kata-guruma
Sukui-nage
Uki-otoshi
Sumi-otoshi
Seoi-otoshi
Yama-arashi
Obi-otoshi
Kushiki-daoshi
Ryo-ashi-dori (Morote-gari)
Kagato-gaeshi
Kibisu-gaeshi
Te-guruma (Uchi-mata-sukashi)
Daki-age *
Morote-age *
Ippon-seoi-nage
Kata-ashi-dori
Kakae-wake
Ganseki-otoshi
Ude-gaeshi
Hizi-otoshi
Kuki-nage
Morote-seoi-nage
Eri-seoi-nage
Morote-eri-seoi-nage
Sode-seoi-nage
Kata-soei-otoshi
Morote-seoi-otoshi
Tama-guruma
Taware-gaeshi
Fumi-komi-seoi-nage
Uchi-mata (Ashi/Koshi)
Ashi-guruma
O-guruma
O-soto-gari
O-soto-otoshi
O-soto-barai
O-soto-gake
O-soto-guruma
O-uchi-gari
O-uchi-gaeshi
O-soto-maki-komi
Ko-uchi-gake
Ko-uchi-gari
Ko-ushi-gaeshi
Ko-ushi-barai
Ko-soto-gari
Ko-soto-gake
Ko-soto-barai
Tsubame-gaeshi
Kani Basami (Hasami-gaeshi)*
Kawazu-gake *
Waki-otoshi
Kari-gaeshi
Nidan-ko-soto-gake
Nidan-ko-soto-gari
De-ashi-barai
Hiza-guruma
Ude-hiza-guruma
Sasae-tsuri-komi-ashi
Okuri-ashi-barai
Harai-tsuri-komi-ashi
Kata-ashi-ushi-dori
Uki-goshi
O-goshi
Kubi-nage
Koshi-guruma
Tsuri-komi-goshi
Sode-tsuri-komi-goshi
Harai-goshi
Tsuri-goshi
Hane-goshi
Utsuri-goshi
Ushiro-goshi
Uchi-maki-komi
Harai-maki-komi
Soto-maki-komi
Obi-goshi
Tobi-goshi
Ko-tsuri-goshi
Ko-sode-tsuri-komi-goshi
Koshi-nage
Tomoe-nage
Tomoe-otoshi
Sumi-gaeshi
Hikkomi-gaeshi
Tawara-gaeshi
Ura-nage
Ura-otoshi
Obi-tori-gaeshi
Tomoe-maki-komi
Hane-maki-komi
Uchi-maki-komi
Daki-sutemi
Uki-waza
Yoko-wakare
Yoko-guruma
Tani-otoshi
Ko-uchi-maki-komi
Kani-basami
Yoko-otoshi
Yoko-gake
Yoko-tomoe-nage
Tomoe-otoshi
Yoko-wakare-sude
Hikkomi-gaeshi-yoko
Mi-kudaki
Kuruma-gaeshi
Mizu-iri
Ryu-setsu
Iwa-nami
Ude-kubi-otoshi
Yoko-gaeshi
Yoko-sumi-gaeshi
Laats Abtaucher
* = verbotene Techniken
    Ne-waza
Bodentechniken
   
  Osae-komi-waza
Haltetechniken
Shime-waza
Würgetechniken
Kansetsu-waza
Hebeltechniken
 
  Kesa-gatame
Yoko-shiho-gatame
Kami-shiho-gatame
Tate-shiho-gatame
Juji-jime
Okuri-eri-jime
Kata-ha-jime
Hadaka-jime
Ryote-jime
Katate-jime
Ashi-jime
Ude-hishigi-waza
Streckhebel

Ude-garami-waza
Beugehebel

  Juji-gatame
Ude-gatame
Ashi-gatame
Hara-gatame
Waki-gatame
Kannuki-gatame
Ude-garami
Osae-komi-waza Haltetechnik
Kesa-gatame

Neben dem Gegner auf einer Seite liegend oder kniend halten.

Hon-gesa-gatame
Kuzure-gesa-gatame
Gyaku-gesa-gatame
Uki-gatame
Makura-gesa-gatame
Kata-gatame
Yoko-shiho-gatame

Neben dem Gegner auf dem Bauch liegend oder kniend halten.

Yoko-shiho-gatame
Kuzure-yoko-shiho-gatame
Kata-osae-gatame
Mune-gatame
Kami-shiho-gatame

Hinter dem Gegner auf dem Bauch liegend oder kniend halten.

Kami-shiho-gatame
Kuzure-kami-shiho-gatame
Ura-shiho-gatame
Kami-sankaku-gatame
Tate-shiho-gatame

Über dem Gegner liegend bzw. kniend halten.

Tate-shiho-gatame
Kuzure-tate-shiho-gatame
Tate-sankaku-gatame
Kuzure-tate-sankaku-gatame
Shime-waza Würgetechnik
Juji-jime

Mit beiden Händen unter Kreuzen der Unterarme würgen (Kreuzwürgen).

Kata-juji-jime
Nami-juji-jime
Gyaku-juji-jime
Tomoe-jime
Sode-guruma
Okuri-eri-jime

Durch Zuziehen des Kragens würgen.

Okuri-eri-jime
Gyaku-okuri-eri-jime
Koshi-jime
Kata-ha-jime

Würgen unter Festlegung von Arm bzw. Schulter.

Kata-ha-jime
Kaeshi-jime
Gyaku-kaeshi-jime
Othen-jime
Hadaka-jime

Ohne Hilfe des Judogi würgen.

Hadaka-jime
Ushiro-jime
Sankaku-jime
Sode-jime
Ude-nobashi
Ryote-jime

Die Revers ergreifen und würgen (Parallelgriffwürgen).

Ryote-jime
Maki-komi-jime
Kami-shiho-ryo-te-jime
Kensui-jime
Katate-jime

Hauptsächlich mit einer Hand würgen.

Kata-te-jime
Tsuki-komi-jime
Ebi-jime
Hasami-jime
Ashi-jime

Mit Hilfe von Fuß oder Bein würgen.

Kata-jime
Ashi-jime
Kagato-jime
Kensui-jime
Kami-shiho-ashi-jime
Kansetsu-waza (Ude-hishigi-waza) Hebeltechnik (Streckhebel)
Juji-gatame

Den zwischen den Beinen befindlichen Arm über die Leistengegend hebeln.

Ude-hishigi-juji-gatame
Gyaku-ude-hishigi-juji-gatame
Kami-ude-hishigi-juji-gatame
Yoko-ude-hishigi-juji-gatame
Othen-hishigi-juji-gatame
Ude-gatame

Mit beiden Händen auf Arm oder Ellenbogen drückend hebeln.

Ude-gatame
Gyaku-ude-gatame
Hizi-maki-komi
Kuzure-hizi-maki-komi
Mune-ude-gatame
Ashi-gatame

Mit Hilfe von Bein oder Knie hebeln.

Ashi-gatame
Hiza-gatame
Kami-hiza-gatame
Yoko-hiza-gatame
Ryo-hiza-gatame
Kesa-ashi-gatame
Hara-gatame

Mit dem Bauch oder der Körpervorderseite hebeln.

Hara-gatame
Gyaku-hara-gatame
Kuzure-hara-gatame
Waki-gatame

Mit einer Körperseite oder der Achsel hebeln.

Waki-gatame
Gyaku-waki-gatame
Kannuki-gatame

Den Arm mit den Unterarmen verriegeln und hebeln.

Kannuki-gatame
Gyaku-kannunki-gatame
Kesa-kannuki-gatame
Gyaku-kesa-kannuki-gatame
Mune-kannuki-gatame
Kami-shiho-kannuki-gatame
Ryo-kannuki-gatame
Kansetsu-waza (Ude-garami-waza) Hebeltechnik (Beugehebel)
Ude-garami

Ukes gebeugten Arm hebeln.

Ude-garami
Gyaku-ude-garami
Kesa-garami
Gyaku-kesa-garami
Waki-garami
Gyaku-waki-garami
Ashi-garami
Hara-garami
Gyaku-hara-garami
Kesa-ashi-garami
Gyaku-kesa-ashi-garami